Wir fordern aber heute eine Anpassung der Bekämpfungsstrategie auf der Basis neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse, diagnostischer Möglichkeiten und moderner Impfstoffe: Es darf nicht wieder zum Töten von Hunderttausenden gesunder Schweine bei einem Schweinepest-Ausbruch kommen. Die Notimpfung bei Seuchenausbrüchen muss ein schnell anwendbares Instrument der Seuchenbekämpfung werden. Das Fleisch von gesunden, im Notfall geimpften Tieren muss frei handelbar sein.
Das Motto der aktuellen EU-Tiergesundheitsstrategie unterstreicht die Bedeutung der Tierärzte: One Health – eine gemeinsame, untrennbare Gesundheit von Mensch und Tier. Wir Tierärzte stehen durch die Bekämpfung von Zoonosen und durch den Einsatz für sichere Lebensmittel an der Schnittstelle zwischen der Gesundheit von Mensch und Tier.
Meine sehr geehrte Damen und Herren, die zweite zentrale Säule des gesundheitlichen Verbraucherschutzes war schon damals, die noch Fleischbeschau genannte Schlachttier- und Fleischuntersuchung. Das Krankheitsspektrum in unseren Tierbeständen hat sich aber in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Klassische Zoonosen, wie Milzbrand, Tuberkulose und Brucellose spielen heute keine Rolle mehr. Aktuell bedeutsame Zoonosen, wie z. B. Erkrankungen durch Salmonellen oder Campylobacter, verlaufen i. d. R. subklinisch und zeigen keine bei der Fleischuntersuchung erkennbaren Veränderungen an Tierkörpern und Organen.