Festrede anläßlich des Begrüßungsabends des 32. BbT-Kongress in Bad Staffelstein
Sehr geehrte Ehrengäste,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
Sie haben das vorzügliche Buffet genossen und hatten wie immer die Qual der Wahl. Gut gesättigt darf ich sie nun um ihre Aufmerksamkeit bitten. Ich möchte ihnen anlässlich des 60. Geburtstages unseres Verbandes über die Entstehung und Entwicklung des BbT berichten, dem als Dachverband 16 Landesverbände sowie kooptiert die Gemeinschaft der Sanitätsoffiziere–Veterinär der Bundeswehr angehören und der damit rund 1800 im öffentlichen Dienst tätige Tierärztinnen und Tierärzte vertritt.
Ich stütze die folgenden Ausführungen auf die vom Kollegen von Maydell und mir 2003 erstellte Festschrift zum 50-jährigem Bestehen des Verbandes. Einige wichtige Persönlichkeiten werde ich nennen, viele kann ich mangels Zeit unverdientermaßen nicht erwähnen.
Beginnen wir die Zeitreise im Gründungsjahr 1953, dem Todesjahr von Stalin und Ernst Reuter, dem Geburtsjahr von Felix Magath und Klaus Wowereit, dem Krönungsjahr von Elisabeth der 2. und dem Sieg von Edmund Hillary über den Gipfel des Mount Everest.
Der unselige 2. Weltkrieg lag 8 Jahre zurück. Die 4 Jahre junge Bundesrepublik zählte 50 Millionen Einwohner. Deutschland war geteilt. Brot und Kartoffeln gab es wieder in ausreichender Menge, aber der Sonntagsbraten- bei damals 140000 Pferdeschlachtungen pro Jahr durchaus auch vom Ross - war zu jener Zeit lukullisches Highlight einer 6 Tage währenden Arbeitswoche. Discounter und Supermärkte gab es noch nicht. Die Versorgung mit Lebensmitteln erfolgte durch sogenannte Tante Emma Läden, Bäcker-und Metzgereien.
Die Durchschnittsfamilie gab etwa 50% des Familieneinkommens für Essen und Trinken aus – heute sind es knapp 11%-- und ernährungsbedingte Krankheiten unserer heutigen Wohlstands und Bewegungsmangel –Gesellschaft waren so gut wie unbekannt. Die Welt der Medien beschränkte sich auf wenige Zeitungen, den alten Radio-Röhrenempfänger, in vereinzelten Haushalten schwarzweiß Fernseher mit nur einem Programm in den Abendstunden. Auf Deutschlands Straßen bewegten sich knapp 1 Million PKWs –heute sind es 43 Millionen -- und Opel lag in der Beliebtheitsscala direkt hinter dem VW -Käfer.
Am 26.03. 1953 trafen sich nach einer Fortbildungsveranstaltung des Ministeriums für Ernährung , Landwirtschaft und Forsten in Remagen im Kreis Ahrweiler engagierte Kollegen aus allen Bundesländern und gründeten die Bundesarbeitsgemeinschaft der beamteten Tierärzte, quasi eine Nachfolgeorganisation des 1920 gegründeten Reichsverbandes deutscher Staatstierärzte, der aber 1933 aufgelöst wurde. Man suchte, wie auch andere Verbände, einen festeren Zusammenhalt, auch aus der Erkenntnis, dass nur wer sich organisiert auch gehört wird. An Kontakten untereinander mangelte es nicht.
Der vorläufige Vorstand bestand aus den Vorsitzenden der erst kurz vorher gegründeten Landesverbände von Schleswig Holstein, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg.
Die damaligen Statuten beschrieben Ziele, die auch heute unverändert gültig sind nämlich:
die Pflege der wissenschaftlichen Fortbildung,
die Verständigung über Berufsfragen durch Vorträge und Austausch persönlicher Erfahrungen
sowie die Förderung der beruflichen und wirtschaftlichen Interessen.
Damen gab es bei der Gründungsveranstaltung nicht zu begrüßen, sie sollten erst später die Szene bereichern und werden sie bald dominieren! -Warum?- Nach der Tierärzte- Statistik des Jahres 2011 betrug der Frauenanteil in der Altersklasse unter 39 Jahre alter Kolleginnen und Kollegen, die als Beamte oder Angestellte im öffentlichen Dienst tätig waren, 81,5 % .Eine Tatsache, die natürlich auch Verbandsarbeit prägen wird.
Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft wurde für 2 Jahre Kollege Terbrüggen aus Bernkastel Kues, der dieses Amt 1954 an Otto Gervesmann, Osnabrück übergab. Noch bedeutender war in diesem Jahr allerdings für das Selbstwertgefühl der Bürger unseres Landes der Gewinn der ersten Fußballweltmeisterschaft in der Schweiz!
17 Jahre leitete Gervesmann die Geschicke der Arbeitsgemeinschaft, unterstützt von Kollegen Terbrüggen als Geschäftsführer und Kollegen Zerfass aus Mayen als Schatzmeister. Die Mitgliedsbeiträge entwickelten sich von 3 DM im Jahre 1953 bis heute zu 15 Euro. Das entspricht damals wie heute dem Gegenwert von eineinhalb Maß Bier auf dem Münchner Oktoberfest. Preiswerter geht es nicht. Die Arbeitsgemeinschaft vergrößerte sich in der Folge durch die Aufnahme der Landesverbände Berlin, Bayern, Bremen und zuletzt Hamburg.
Fragen angemessener Besoldung, Erschwerniszulagen und notwendiger Sachausstattungen dominierten die Themen der Verbandsarbeit - denn meine Damen und Herren-, die damaligen Dienststellen hatten nicht die geringste Ähnlichkeit mit den heutigen kommunalen Veterinärämtern .
Der Regierungsveterinärrat oder auch Kreistierarzt genannt, war in der Regel eine 1-Mann-Behörde, dessen Amtsraum sich gewöhnlich in der Privatwohnung des Stelleninhabers befand. Wenn nicht die Ehefrau mithalf, gab es Unterstützung durch eine Schreibhilfe, die von der Amtsunkostenpauschale zu entlohnen war - und diese betrug – in Rheinland-Pfalz im Jahre 1953 – monatlich 120 DM. .
In verwaltungsorganisatorischer Sicht war der Kreistierarzt eine staatliche Fachsonderbehörde
Die Hauptaufgaben lagen im Bereich der Tierseuchenbekämpfung und der Sanierung der Rinderbestände von Tuberkulose und Brucellose, also wichtige Bereiche des gesundheitlichen Verbraucherschutzes wie die dem gleichem Zweck dienende Überwachung der Schlachttier- und Fleischuntersuchung, bis 1986 noch Fleischbeschau genannt, in einer Zeit, in der es rund 5 Millionen Hausschlachtungen gab.
Im Tierschutz und in der Lebensmittelüberwachung hatten die Kreistierärzte bis in die 70iger Jahre nur Sachverständigenfunktion. Der Vollzug erforderlicher Maßnahmen für diese Aufgabenbereiche lag bei den zuständigen Ortspolizeibehörden der Städte und Gemeinden.
Die Freibankbetriebe hatten ihre Blütezeit, denn Verwertung stand vor Vernichtung. Anderes war in den von Hunger und Verzicht geprägten Nachkriegsjahren weder moralisch vorstellbar noch politisch vertretbar.
Eine gemütliche Zeit für die Kollegen könnte man meinen. Aber dem war nicht so, wie einige Zahlen belegen:
Ende 1951 waren 152000 Gehöfte, damals also 10 % der 1,5 Millionen Kuhhaltungen von MKS betroffen, im Jahr 1952 noch 55000 und 1953 immerhin noch 1.900 Betriebe. Die durchschnittliche Bestandsgröße lag bei 3,5 Kühen und die Jahresleistung geprüfter Kühe bei 3800 Litern. Tuberkulose der Rinder bestand 1953 in 3500 Beständen, Schweinepest in 700 Beständen bei 2,3 Millionen Schweinehaltungen ( durchschnittliche Bestandsgröße 6 Schweine - heute 480 )
und Hühnerpest – so wurde sie damals noch bezeichnet – grassierte in 4000 Ställen. Von gewissen Dunkelziffern will ich gar nicht reden. Sie landeten sicher schon im Suppentopf bevor der Kreistierarzt etwas davon erfuhr. Von der Tollwut waren im gleichen Jahr 470 Gemeinden betroffen
600000 der rund 2,5 Millionen in 1953 geschlachteten Rinder waren in irgendeiner Form wegen Tuberkulose zu beanstanden, was die Blüte der Freibankbetriebe erklärt.
Ich trage diese Zahlen mit hohem Respekt vor den Leistungen unserer Kollegen vor, denen weder PC, Laptop, Fax und Handy noch Animo, Hit, Bekom oder andere Software zur Verfügung standen.
Ein Telefon, die gute Olympia oder Olivetti - Schreibmaschine - mechanisch ,- die elektrische folgte erst später— sowie Blaupapier und Tippex gehörten zur damaligen Standardausstattung. Betriebsdaten wurden in meterlangen Hängeordnern verwaltet, und die Landwirte waren noch lange nicht alle per Telefon erreichbar. Ringuntersuchungen durch den Kreistierarzt wurden in vielen Dörfern durch Gemeindegehilfen durch Ausruf oder am schwarzen Brett bekannt gegeben.
In Zusammenarbeit mit den praktizierenden Tierärzten, denen die Impfungen, Tuberkulinisierungen und Blutentnahmen weitestgehend übertragen wurden, gelang eine erfolgreiche Seuchenbekämpfung. Dem Kreistierarzt oblag damals wie heute die Koordination und fachliche Überwachung und die Anordnung notwendiger Sanierungs-und Sperrmaßnahmen. Das verlief bis in die 80iger Jahre nicht immer spannungsfrei, denn bis in diese Zeit konnten die Amtstierärzte in einigen Ländern noch nebenberuflich in der Praxis tätig sein.
Auf der Frühjahrssitzung 1973 wurde die Arbeitsgemeinschaft unter dem damaligen Vorsitz von Kollegen Rupprecht, Coburg und seinem Vertreter Schieren, aus Heinsberg in -Bundesverband der beamteten Tierärzte- umbenannt. Ein Jahr danach wurde Deutschland zum 2. Mal Fußballweltmeister. War es für den deutschen Fußball ein Glücksfall, dass wir einen „Kaiser Franz „ –Beckenbauer – hatten, so war es für unseren Verband ein Glücksfall, dass Herbert Wohn 1981 zum ersten Vorsitzenden, Herrmann Trautwein , Nürtingen zum Stellvertreter und Wendelin Janson aus Limburg zum Schatzmeister gewählt wurden. Es begann eine Erfolgsstory, die Ära Wohn, ab 1984 zusätzlich gestützt und gestärkt durch den rechtskundigen , mit geschliffener Feder agierenden Arthur von Maydell, der bis 2000 als 1. Vizepräsident für das wissenschaftliche Programm verantwortlich war.
Was aus den Minibehörden der Gründerzeit geworden ist, und wie umfassend EU-Recht unsere Arbeit beeinflusst, wissen Sie selbst.
Etliche Verwaltungs-und Regionalreformen haben in der Folgezeit zu den heutigen Strukturen der Veterinär-und Lebensmittelüberwachungsämter geführt und es bleibt festzustellen, dass es dank unseres föderalen Systems kein einheitliches Veterinäramt gibt.
Parteienproporz ist es wohl zu verdanken, dass unser Aufgabengebiet in einigen Ländern in mehreren Ministerien ressortiert, obwohl die Erfahrungen der Vergangenheit gezeigt haben, das jede Zuständigkeitsteilung zu Reibungs- und Effizienzverlusten führt.
Der Tierschutz gewann in den sechziger und siebziger Jahren zunehmende Bedeutung. Kollege Grizmek, der Direktor des Frankfurter Zoos machte Tiersendungen im Fernsehen populär und prangerte mit seiner Formulierung „KZ-Hühner“ die Käfighaltung der Legehennen mit hoher Resonanz in der Bevölkerung an und der Naturschützer und Journalist Horst Stern wies durch seine Berichte unter dem Titel -- Nachbar Tier, das unbekannte Wesen -- auf eklatante Wissenslücken innerhalb der Bevölkerung aber auch bei Kollegen hin. Die populäre Sendreihe verhalf interessierten Bürgern zu mehr Wissen um die Tierhaltungen, was auch Auswirkungen auf die Veterinärverwaltung hatte. Fragen der Ethik wurden drängender und sind heute aktueller denn je. Mit zunehmendem Wohlstand wandelte sich die Einstellung zur Nutztierhaltung. Massentierhaltungen werden abgelehnt, obwohl völlig diffuse Vorstellungen zum Begriff Massen bestehen. Dem müssen wir uns als Tierärzte stellen, fachkompetent, aber auf der Grundlage der geltenden Rechtsvorschriften. Die Tierschutzarbeit wurde umfangreicher, zumal den Veterinärämtern zunehmend der Vollzug dafür wie auch für die Lebensmittelüberwachung übertragen wurde.
Durch Stellungnahmen zu Gesetzesvorhaben und Forderungen bei Regelungsdefiziten zu Lasten der Tiere setzt sich der BbT damals wie heute dafür ein, sachgerechte Lösungen zu finden. Bei nationaler Zuständigkeit waren die Wege überschaubar, wusste man die Mehrheit der Bundesländer im Bundesrat hinter sich. Diese Übersicht ging zunehmend verloren, rühren doch inzwischen 27 EU - Mitgliedstaaten in der Gesetzesküche, was nicht nur die Garzeiten erheblich verlängert, sondern die Produkte auch zunehmend schlechter verdaulich macht-- und die Regelungsflut hält unvermindert an! Nichts wird aber allein durch Gesetze besser, wenn nicht auf einen konsequenten Vollzug durch ausreichend qualifiziertes Personal und angemessene Sachausstattung geachtet wird.
Zur Qualifitierung haben auch die jährlichen Arbeitstagungen und Kongresse beigetragen-- bis heute sind es insgesamt 46 --, die ab 1968 von den Landesverbänden an jeweils wechselnden Orten mit Unterstützung des BbT durchgeführt wurden.
Von allen Veranstaltungen verdient die des Jahres 1990 eine besondere Erwähnung – übrigens in dem Jahr – sie ahnen es schon – in dem Deutschland in Italien zum 3. Mal Fußballweltmeister wurde. Als routinemäßige Veranstaltung des Landesverbandes Niedersachsen in Goslar geplant, wurde es dank der Teilnahme der Kolleginnen und Kollegen der neuen Bundesländer nach Jahrzehnten der Trennung der erste gesamtdeutsche tierärztliche Kongress, ein für alle Teilnehmer bewegendes Ereignis.
Innerhalb von 8 Monaten hatten sich in den neuen Bundesländern Landesverbände gebildet. Sie waren seit 1992 mit Ralf Schönherr Brandenburg und Anne Mill (Berlin Ost) im BbT-Vorstand und mit den Landesvorsitzenden im erweiterten Vorstand vertreten.
Zur Qualifizierung der ostdeutschen Kolleginnen und Kollegen wurden beginnend in Beichlingen bis 1993 insgesamt 17 Seminare zu allen Themenbereichen der Veterinärverwaltung durchgeführt, finanziell unterstützt vom Bundesministerium für Gesundheit sowie dem Ministerium für Ernährung Landwirtschaft und Forsten, dass auch die ab 1993 an den Kongress anschließenden Drittlandgrenzseminare-- bis heute insgesamt 20 Veranstaltungen--, mitfinanziert hat. Die an den Außengrenzen der EU erforderlichen Veterinärkontrollen stellten besondere Anforderungen an die dort tätigen Amtstierärzte wie auch an die Kollegen der Drittländer und man war für diese Fortbildungs-und Abstimmungsmöglichkeiten dankbar.
Treibende Kraft dieses Prozesses war Herbert Wohn. Aber ohne die Bereitschaft vieler Kolleginnen und Kollegen, auch aus dem Kreis der Pensionäre, die sich als Referenten zur Verfügung stellten, wäre die Aufgabe nicht zu meistern gewesen
Ost und West sind erfreulich schnell zusammengewachsen und die Kolleginnen und Kollegen der neuen Länder haben – so Urton Wohn- die Veterinärfamilie bereichert und gestärkt.
Im Jahr 1994 trat der Schatzmeister Dr. Janson nach 12-jähriger Tätigkeit von seinem Amt zurück. Mir wurden diese Aufgaben für 6 Jahre übertragen bis ich 2000 von Gottfried Krommer abgelöst wurde. 1996 erhielt unser Verband den Untertitel --Vereinigung der Tierärztinnen und Tierärzte im öffentlichen Dienst--.
Der Erfolg der Fortbildung in Seminarform in den neuen Bundesländern zu jeweils aktuellen Themen war Anlass, derartige Veranstaltungen ab 1993 auf gesamtdeutscher Ebene weiter zu führen.
Präsident Wohn machte nach Auswahl der Seminarorte Würzburg, Hannover und Berlin mobil, nicht mit dem Wohnmobil sondern, so wurde es freundschaftlich formuliert – als Wanderzirkus Wohn –
Er tourte in der Zeit von 1993 bis 2000 an 15 dreitägigen Veranstaltungen mit den Referenten durch die Republik.
Dies war ab 2001 nicht mehr zu leisten und man einigte sich im erweiterten Vorstand auf Fulda als zentralen Standort für die folgenden Seminare. Und wegen der zunehmenden Zahl der Kongressteilnehmer war eine weitere Standortentscheidung erforderlich, sollten die Teilnehmerkosten in einem vertretbaren Rahmen bleiben. So fiel die Entscheidung, ab 2000 die Kongresse in Staffelstein, heute Bad Staffelstein durchzuführen, eine Entscheidung, die wegen der günstigen Quartiere und moderaten Tagungsgebühren nicht nur von den Kolleginnen und Kollegen sondern auch von den uns seit Jahre die Treue haltenden ausstellenden Firmen begrüßt wurde. Zu der guten Kooperation hat nicht zuletzt die direkte Kommunikation im Rahmen der Industrieausstellungen bei unseren Veranstaltungen beigetragen.
Der Aufgabenzuwachs und der sich abzeichnende Wechsel an der Spitze des Verbandes erforderte ab 2000 eine Verstärkung des Präsidiums auf 5 Vizepräsidenten mit eigenen Geschäftsbereichen.
Die Durchführung der Seminare und Kongresse wurde über viele Jahre durch Mithilfe der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Veterinäramtes Lichtenfels unterstützt. Stellvertretend für alle nenne ich die Damen Frau Biedermann und Frau Gack. Dank für die jahrelange ideelle Unterstützung gilt auch unserem Ehrenmitglied Landrat a.D. Reinhard Leutner, und es wäre hilfreich, wenn uns diese Unterstützung in gewissem Umfang auch von seinem Nachfolger gewährt werden könnte.
Dank gilt auch Frau Wohn, die dem Präsidenten bei all seinen Aktivitäten den Rücken frei gehalten und eine Vielzahl offizieller BbT- Gäste fürsorglich betreut hat.
Wohn initiierte und organisierte ein weiteres Projekt, nämlich die jährlichen Studienfahrten. Die Besichtigungen unterschiedlichster Betriebe der Lebensmittelwirtschaft, Grenzkontrollstellen und Tierhaltungen, verbunden mit dem fachlichen Gedankenaustausch mit Unternehmern und Kollegen, erweiterten die Kenntnisse und gaben Anlass, eigene Beurteilungsmaßstäbe zu überprüfen.
Beginnend mit Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Niederlande, Dänemark, Österreich, Ungarn, Slowenien, Kroatien, Slowakei, Tschechien, Polen, Belgien , Frankreich, Sachsen, Italien, Mecklenburg- Vorpommern, Schleswig-Holstein, Hamburg und zuletzt in die Schweiz sind es bis heute insgesamt 21 Fahrten, an denen jeweils 1 bis 2 Kolleginnen und Kollegen der Landesverbände teilnehmen konnten, die ihre Kenntnisse als Moderatoren weitergeben.
Von besonderer Bedeutung war neben der fachlichen Information immer auch der Kontakt mit den örtlichen Veterinärverwaltungen und deren Kolleginnen und Kollegen. Die oft sehr intensiven abendlichen Nachbesprechungen forderten den Einsatz aller Teilnehmer, förderten und vertieften gleichzeitig die freundschaftlichen Kontakte und stärkten den Zusammenhalt der Amtstierärzte in Europa. Und wenn die Gitarristen Wolfgang Ulrich oder Arnold Ludes mit auf Fahrt waren, präsentierte sich die Reisegruppe als hörenswerter Veterinärchor.
Die guten Kontakte haben maßgeblich dazu beigetragen, dass es heute vergleichbare Verbände in Österreich und seit 2003 auch in der Schweiz gibt, die unseren internationalen Kongress seit Jahren mit kompetenten Referenten und Moderatoren unterstützen.
Stellvertretend genannt seien hier die Kollegen Herfried Haupt aus Österreich und Urs Brunner aus der Schweiz.
Konnte der Mangel an spezifischen Fortbildungsveranstaltungen für die in Veterinärämtern tätigen Kolleginnen und Kollegen durch die Angebote des Bbt erfolgreich beseitigt werden, so fehlte noch eine den amtstierärztlichen Dienst betreffende Fachzeitschrift.
Diese Lücke schloss der BbT 1994 durch die mit dem Alpha-Verlag, Lampertheim herausgegebene Zeitschrift –-Amtstierärztlicher Dienst und Lebensmittelüberwachung—die von einem ehrenamtlichen Redaktionsteam aus den eigenen Reihen und der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz betreut wird.
Die Ära Wohn endete nach 22 jähriger Präsidentschaft mit seiner Pensionierung. Er übergab den Stab an Heinrich Stöppler, bleibt aber als Ehrenpräsident bis heute fachkundiger, eloquenter Gestalter des Rahmenprogramms.
Präsident Heinrich Stöppler, Leiter des Untersuchungsamtes in Aulendorf und über viele Jahre Vorsitzender der Vereinigung der Institutstierärzte in Deutschland führte den BbT in der Folge über 8 Jahre erfolgreich und musste sich mit seiner Mannschaft mit den Skandalen um Nitrofen und Dioxin im Futter, Gammelfleisch und anderen Unappetitlichkeiten auseinandersetzen.
Es war insbesondere sein Verdienst, die Institutstierärzte in den BbT zu integrieren und unseren Verband nach wiederholten Anläufen endlich in das Vereinsregister eintragen zu lassen. Wie auch sein Vorgänger pflegte er engen Kontakt mit den im BMVEL zuständigen Fachkolleginnen und Kollegen, die unsere Fortbildungsveranstaltungen durch Vorträge bereichern und uns über aktuelle Gesetzesinitiativen des Bundes und der EU informieren. Namen wie Professor Kothmann und Professor Zwingmann seien an dieser Stelle genannt.
Arno Piontkowski, seit 2000 1. Vizepräsident ist verantwortlich für die wissenschaftlichen Programme und alle Fragen des Tierseuchen- und Arzneimittelrechts, Gabriele Pflaum kümmert sich um die Organisation der Kongresse und die Verbandskasse, Gerhard Meinicke , Sachsen ,vertritt das Ressort Fleischhygiene, ab 2010 von Kollegen Otto Horst ,Hamburg, abgelöst und Kollege Toby Pintscher, langjährig verantwortlich für die Erstellung der Kongressberichte, übernahm das Ressort Lebensmittelhygiene.
Als Außenministerin des BbT kann Vizepräsidentin Cornelia Rossi-Broy bezeichnet werden, die unseren Verband aber auch die Bundestierärztekammer im Ressort „ Internationale Angelegenheiten“ vertritt, 3 Jahre sogar als Vorsitzende in der Sektion europäischer Staatstierärzte –EASVO- der FVE in Brüssel . Zudem obliegt ihr im Vorstand der Geschäftsbereich Tierschutz.
BbT-Präsident Stöppler war in der Bundestierärztekammer für das Ressort-- Öffentliches Veterinärwesen und gesundheitlicher Verbraucherschutz-- zuständig.
2011 trat Martin Hartmann, Öhringen die Nachfolge als Chef des Unternehmens BbT an. Dass er als neuer Präsident immer den rechten Ton findet, hat er bei mehreren musikalischen Darbietungen mit seiner charmanten Ehefrau bewiesen. Die Lebensmittelskandale um EHEC und Pferdefleisch haben ihn und die Vorstandsmitglieder gleich zu Beginn der Präsidentschaft gefordert. Weitere Skandale werden sicher folgen, insbesondere dann, wenn kriminelle Energie im Spiele ist und verworrene Handelswege die Überführung der Übeltäter erschweren. Jeder Skandalmeldung folgt – oft vordergründig - politischer Aktionismus. Aus Ängsten der Bürger – ob begründet oder unbegründet- Kapital zu schlagen ist, um es milde auszudrücken, nicht seriös aber anscheinend sehr erfolgreich und keine politische Farbe verweigert sich hier! Dem gilt es von der Verbandsspitze mit fachlich fundierten Aussagen und klaren Handlungskonzepten entgegen zu treten.
Dank der Aufbauarbeit von Kollegen Hans Moser, Ansbach ist der BbT seit über 10 Jahren im Internet präsent. Unsere Homepage wird von Christian Cegla fortentwickelt und aktualisiert. Eine vom Präsidium eingerichtete Arbeitsgruppe um Sabine Lünser unterstützt den Verband bei der Öffentlichkeitsarbeit. Neue Flyer, eine C , Info-Blätter und Auftritte bei der Grünen Woche und Stände auf dem Leipziger Tierärztetag sowie unserem Kongress sind Ergebnisse dieser Arbeitsgruppe.
Und es gilt die Öffentlichkeitsarbeit zu intensivieren. Das Arbeitsfeld Tierseuchenbekämpfung wird fraglos Tierärzten zugeschrieben, beim Tierschutz konkurrieren wir mit Biologen und Tierschutzvereinen als den vermeintlich zuständigen Stellen. Bei der Lebensmittelüberwachung laufen uns Lebensmittelchemiker laut einer Forsa –Umfrage noch den Rang ab, obwohl die Überwachungspraxis eine andere ist.
Konkurrenz belebt das Geschäft und nur der Bessere ist des Guten Feind. Fachkompetenz ist das entscheidende Kriterium für die Übertragung von Aufgaben, nicht das Pochen auf alte Besitzstände. Immer wichtiger werden Kenntnisse modernen Verwaltungs – und Krisenmanagements und der Qualitätssicherung. Kenntnisse, die uns originär nicht an den tierärztlichen Hochschulen vermittelt werden. Dem trägt der BbT mit seinen Fortbildungsangebot und der Aktualität der Themen seit vielen Jahren Rechnung und der gute Besuch der Veranstaltungen bestätigt, dass die Verantwortlichen auf dem richtigen Weg sind.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, nutzen sie die Möglichkeit, über ihre Landesverbände die Themen der Kongresse und Seminare und Berufs- und Standespolitik mit zu gestalten.
Zum Abschluss wünsche dem Vorstand unseres Verbandes , dass er in unserer nicht nur von Lebensmittelskandalen sondern globalen Krisen geschüttelten Zeit Weitblick und Kraft hat, den vielfältigen Aufgaben gerecht zu werden und die richtigen Entscheidungen für eine erfolgreiche Zukunft des BbT zu treffen.
Ihnen meine Damen und Herren wünsche ich noch einen angenehmen Abend und danke für ihre Aufmerksamkeit.
Dr. Otto Gaudlitz,
Ahrweiler, den 21. April 2013