Liebe Kolleginnen und Kollegen,
„Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen! Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen.“ (Albert Camus, 1913 – 1960)
Seit 70 Jahren gibt es nun den Bundesverband der beamteten Tierärzte! Gratulation!
Die Jahre waren für den Berufsstand durch Aufgaben geprägt:
gleich Sisyphos nie endend, oft gegen übermächtige Rahmenbedingungen wie gegen Götter gestellt, und dennoch dem Tode durch Wissenschaftlichkeit das Wirken erschwerend. Der Zeitraum von 70 Jahren betrifft mindestens drei Generationen direkt.
Gesellschaftliche Rahmenbedingungen, Sichtweisen, Lebenseinstellungen, Ansprüche, Ziele und Normen unterlagen einer Entwicklung, welche auch vom BbT das Schritthalten einforderte. Die tierärztliche Fleisch- und Lebensmittelhygiene-überwachung und die erfolgreiche Tierseuchenbekämpfung, insbesondere der Zoonosen, sind Beleg für unseren Beitrag zum „one health-Ansatz“.
Der Drang nach Vervollkommnung des geltenden Rechts hat allerdings in dem Zeitraum die fachliche Klarheit schwer geprüft. Sicher ist der „gute Wille“ der Antrieb der Entwicklung der zunehmenden Verrechtlichung...
An dieser Stelle sei aber an einen Gedanken von Kurt Tucholsky erinnert: „Das Gegenteil von gut ist nicht böse, sondern gut gemeint.“ Im Fazit kann aus guter Absicht auch ein schlechtes Ergebnis entstehen. Kommt Ihnen das bekannt vor? Die Erwägungsgründe zu EU-Verordnungen sind durchaus gut gemeint...
Was uns wichtig ist, steht in der Satzung des BbT (https://amtstierarzt.de)! Darüber hinaus gehören als wichtige Bestandteile die Zeitschrift „Amtstierärztlicher Dienst und Lebensmittelkontrolle“ als spezifisches Organ für unsere Fachthemen, mittlerweile im 30. Jahrgang, sowie der Internationale Veterinärkongress in Bad Staffelstein als Stätte für Fortbildung, Begegnung und Vernetzung im deutschsprachigen Raum mit Wiedererkennungswert zu uns.
Der durch den BbT organisierte Kongress findet in diesem Jahr immerhin zum 40. Mal statt. Mein besonderes Anliegen liegt in der Möglichkeit, den generationsübergreifenden Austausch zu pflegen. Man steht leider nicht ein Berufsleben lang fachlich im Zenit. Gerade deshalb ist ein kollegialer Austausch so wichtig, um mit- und voneinander zu lernen. Staffelstein sollte uns Staffelstab für den generationsübergreifenden Staffellauf sein.
In dieser Ausgabe finden Sie unter „BbT direkt“ zur Ausrichtung auf Gegenwart und Zukunft den Bericht von Laura Schuster zum 2. Workshop der unter 40-jährigen Kolleginnen und Kollegen. Gleichfalls an dieser Stelle eine prägnante retrospektive Sicht auf 70 Jahre BbT, verfasst von Dr. Sabine Lünser.
Entfaltungsmöglichkeiten stecken ganz im Sinn der Origamikunst und -wissenschaft in unserem Berufsstand. Wir müssen nur die Möglichkeiten entdecken und unsere Resilienz-Säulen stärken.
Denn auch wenn der Dunning-Kruger Effekt wissenschaftlich nicht so ganz ausgereift erscheint, ist es doch tatsächlich so, als würden die beschriebenen Menschen in unserer täglichen fachlichen Herausforderung eine zunehmende Belastung darstellen...
Herzlichst
Dr. Holger Vogel
Präsident Bundesverband der beamteten Tierärzte e. V.
Vereinigung der Tierärztinnen und Tierärzte im öffentlichen Dienst